Ein herzliches Hallo aus der Sportredaktion,
die Party der Rangers-Fans in Leipzig dauerte satte zwei Tage. Eine liebe Freundin von mir, die im Herzen unserer Stadt und in unmittelbarer Nähe zu Markt und Hotel Steigenberger wohnt, schrieb mir am Donnerstagmorgen sinngemäß: Habe heute Nacht kein Auge zugetan. Die haben bis zum Morgen gesungen. Viele Stunden später, sie hatte sich inzwischen ebenso wie mein Kollege Johannes David (
seine gesammelten Eindrücke lest Ihr hier) unters schottische Partyvolk gemischt, war die Weltsicht eine positivere. Gesamturteil: Betrunken, aber sympathisch, vor allem friedlich und so so lustig.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und wo gefeiert wird, da entsteht Müll. Das war bereits 2018 so, als die Anhängerinnen und Anhänger von Celtic Glasgow die Innenstadt in Besitz genommen hatten (
so sah es vor drei Jahren nach der Schotten-Party aus). Und das war auch am Donnerstagabend nicht anders. Die Stadtreinigung, nach den Erlebnissen der Vergangenheit um einige Erfahrungen reicher, reagierte prompt
(alle Infos dazu hier). Schon am Freitagmorgen erinnerte hier nichts mehr an zwei dolle Schotten-Tage. Statt dessen wurde der Wochenmarkt aufgebaut.
Nun aber doch ein Blick auf das Sportliche des Donnerstags.
1:0 - das klingt nicht dolle und war es mindestens eine Halbzeit lang auch nicht. Zur Wahrheit gehört: Die Rangers verteidigten mit Mann, Maus und allem, was sie sonst noch finden konnten. “Das ist schon brutal”, war zwischenzeitlich von den Lippen von Domenico Tedesco abzulesen. Raum war quasi nirgends. Andersherum stellte sich die Angelegenheit nicht großartig anders. Auch RB machte es defensiv mehr als gut, trotz der Gelbsperren und so notwendigen personellen Umstellungen in der Abwehr. Dass eine starke Defensive plus eine starke Defensive nicht gleich Offensivfeuerwerk ist, scheint logisch. Ein wenig mehr eigene Bewegung (um dann auch den Gegner in die Bewegung zu zwingen) hätte es seitens RB natürlich sein können (und müssen). Dennoch kann die Tedesco-Elf mit dem 1:0 natürlich leben. Die Rangers und ihr Coach Giovanni van Bronckhorst allerdings auch.
Sie setzen auf die Magie von Ibrox in der kommenden Woche. Wie es dort für die Leipziger laufen könnte? “Die Rückfallzieher” Guido Schäfer und Meigl Hoffmann
werfen schon mal einen prophetischen Blick voraus.
Apropos van Bronckhorst: Mein persönlicher Lieblingsmoment nach dem Abpfiff spielte sich auf der Pressekonferenz der “Gers” ab. Dort fragte ein schottischer Journalist den Trainer gegen 23.45 Uhr wie er den wilden Leipziger Jubel empfunden habe. Die Intention des Kollegen war klar: Ist es angemessen, sich über Treffer und Sieg zu freuen, wenn doch angesichts des bevorstehenden zweiten Aufeinandertreffens noch gar nichts gewonnen ist? Tatsächlich verzichten zum Beispiel Eishockey-Teams in den Playoffs auf Jubel mit den Fans und Verabschiedung vom Gegner, solange die Runde noch nicht entschieden ist. Giovanni van Bronckhorst sah den Fragenden dennoch ein klein wenig entgeistert an, sagte dann: “They won. We would have done the same.” (Sie haben gewonnen. Wir hätten das auch so gemacht.)
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein entspanntes (fußballfreies) Wochenende. In Sachen RB geht es ja erst am Montag weiter. Dann warten Adi Hütter und die Borussia in Gladbach.
Eure Antje Henselin-Rudolph
Leiterin Sport Desk